Junge.Kirche 9/2000
Zukunft der Erinnerung

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Inhalt [PDF]

Zu diesem Heft
Günter Reese

Der Nationalsozialismus ist nicht das Problem einer Generation
Gisela Wiese

„Die Taten tauchten auf, wie aus einer grauen Vorzeit“
Gisela Wiese

Was bleibt vom „Dritten Reich“?
Olaf Jensen

„Was er wollte, wurde von den Nazis politisch ausgelegt“
Theodor Immer

Zwischenruf
Margriet Gosker

Deutschlands offene Rechnungen
Walentina Pysanska

Erinnerung, zwecklos
Jürgen Ebach

Erinnern lernen
Astrid Greve

Ein Seelsorger für die Einkaufsmeile
Kristian Stemmler

Sozialgeschichtliche Bibelauslegung
Zur Freiheit befreit
Galater 5, 1–16
Claudia Janssen

Beiheft: „Colloquium 2000“
Glaubensgemeinschaften und soziale Bewegungen im Streit mit der Globalisierung

Schon seit längerer Zeit haben wir ein Heft zur „Erinnerung“ machen wollen. Das Thema ist in aller Munde. Es ist stark moralisch besetzt.

Es ist für Deutsche extrem wichtig. Durch die Einführung der Themenhefte ist es nun möglich. Wir wollen dieses Thema eher biographisch angehen. Das ist bei Gisela Wiese, der beeindruckenden Kämpferin aus Hamburg, offensichtlich. Offensichtlich ist auch der Gewinn dieser Herangehensweise. Bei Olaf Jensen ist sie verborgener. Sein Forscherteam hat die innerfamiliale Weitergabe von Geschichte untersucht. Das Biographische dominiert. So wurde die deutsche Erinnerung bisher noch nicht aufgearbeitet. Dabei lag es doch so nah! Das Interview mit Theo Immer, einem unserer Herausgeber, lässt einen Zeitzeugen zu Wort kommen. Auch hier sind es eher persönliche Eindrücke, die etwas von dem Klima weitergeben, in dem damals gedacht und gelebt wurde. Wir sind von der Wichtigkeit solcher „Details“ überzeugt. Für die Beteiligten waren es ohnehin keine Kleinigkeiten. Mit Walentina Pysanska, einer Auslandskorrespondentin der ukrainischen parlamentarischen Zeitung „Golos Ukrainy“, nimmt jemand aus dem Umkreis der betroffenen Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen das Wort. Diese Stimmen sind in jüngster Zeit zu wenig gehört worden. Da bekommen viele Menschen, die bisher nur eine Ziffer waren, ein Gesicht. Es bleibt aber beschämend, dass innerhalb der politischen Diskussion um ihre Entschädigung, der Eindruck vorherrschen muss, bei der Zwangsarbeiterregelung gehe es nicht um eine viel zu späte Wiedergutmachung, auch nicht um die Frucht einer Erinnerung – so ungenügend sie auch sein mag, sondern um die Bewahrung der deutschen Industrie vor weiteren Entschädigungsklagen.

Schließlich gibt es die längeren Aufsätze zum Thema. Auch sie sind biographisch. Bei Astrid Greve spürt man noch die frische Entdeckung einer biblischen Kategorie. Auf der Suche nach einer Gedächtniskultur hat sie sich mit unseren biblisch-jüdischen Wurzeln beschäftigt. Bei Jürgen Ebach liegt diese Entdeckung schon einige Zeit zurück. Nüchtern fragt er danach, welchen Raum „Erinnerung“ einnehmen kann in einer Gesellschaft, in der es vor allem darauf ankommt, „auf der Höhe der Zeit zu sein“. Das Redaktionsteam hofft, dass wir bei Ihnen, wenn Sie dieses Heft lesen, Gehör für dieses Thema finden.

Auf den Beitrag von Kristian Stemmler möchte ich mit Nachdruck hinweisen. Kritisch beurteilt er die Einführung eines „City-Seelsorgers“ in Hamburg und warnt vor einer Verflechtung von Kirche und Kommerz. Dieser Beitrag gehört nicht mehr zum Thema, beschäftigt sich aber mit Fragen, denen die sich die Junge Kirche verbunden weiß. Schließlich möchte ich Ihnen besonders die Lektüre des Beiheftes „Colloquium 2000“ zum Thema „Glaubensgemeinschaften und soziale Bewegungen im Streit mit der Globalisierung“ empfehlen. Vom 9. bis 16. Juni haben sich Initiativen, Vertreter von Religionsgemeinschaften und sozialen Bewegungen aus aller Wellt in Hofgeismar getroffen, die sich für eine andere Globalisierung einsetzen. Die Ergebnisse der Konferenz sind in diesem Beiheft zusammengefasst.

Diese einzige deutschsprachige Dokumentation kann beim Verlag nachbestellt werden. Zugleich möchten wir mit diesem Beiheft die Diskussion über die Ergebnisse des Colloquiums eröffnen und hoffen auf engagierte Beiträge. Pfarrer i. R. Peter Walter-Koechlin ist am 7. September im Alter von 88 Jahren gestorben. Er war langjähriger Mitarbeiter der Jungen Kirche und wir möchten ihm an dieser Stelle sehr für sein Engagement danken.

Die ganze Redaktion grüßt herzlich
Günter Reese