Junge.Kirche 4/2020

 

Liebe Leserinnen und Leser,

heute trinke ich den letzten Cappuccino im Café der Woltersburger Mühle. Heute Abend machen wir zu. Zum zweiten Mal in diesem Jahr. Der November ist für den Betrieb „verloren“. Vielleicht Dezember auch. Wer weiß das jetzt schon.

Angesichts steigender Infektionszahlen und radikaler Gegenmaßnahmen nehmen auch die Polarisierungen zu. In Uelzen gab es an diesem Wochenende zum Beispiel eine Musikveranstaltung mit 200 Menschen in einer großen Fabrikhalle im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Eingeladen wurde mit dem Begriff „Halloween-Party“. Es folgten wütende Reaktionen. Ich denke aber auch an eine Begegnung mit einem Mann, der ohne Verluste in den kommenden Monaten seinen Geschäften nachgehen wird. Er sagte mir im Hinblick auf Gastronomie und Kunst: „Wir sollten zwei Monate Pause einlegen“. Ich bezweifle, ob er wirklich versteht, was in jemandem vorgeht, der Angst hat unterzugehen. Auf Grund dieser Erfahrungen finde ich es zunehmend wichtig, in der gegenwärtigen Situation Brücken zu bauen und Menschen zusammenzuhalten. Weil so viel Menschen ganz unterschiedlich existentiell betroffen sind, sind radikale Positionierungen nicht hilfreich.

Unsere Entscheidung über das Papier der Junge.Kirche würde ich ähnlich beschreiben: Ein Versuch, die Probleme ernst zu nehmen und zwischen den radikalen Positionen hindurch einen pragmatischen Weg zu gehen. Dem Redaktionsrat war die Bildqualität wichtig. Recycling-Papier mit hoher Bildqualität wird aber aufgrund der Veredelung teurer und weniger umweltfreundlich. Deshalb sind wir wieder bei dem Papier der Junge.Kirche wie es war: Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft und klimaneutraler Druckproduktion in einer kleinen Druckerei der Region.

Der Verein „Woltersburger Mühle“, der die Junge.Kirche herausgibt, hat im letzten Jahr vieles umgestellt. Kopierpapier und Toilettenpapier sind aus 100 % Recycling-Papier. Das wollen wir beibehalten und wir sind bereit, dafür mehr zu zahlen. Da fast niemand dem Aufruf nach finanzieller Unterstützung einer Umstellung der Jungen Kirche gefolgt ist, haben wir im Hinblick auf die Junge Kirche einen anderen Weg gewählt: Wir gehen Weihnachten entgegen: der Botschaft von Frieden für diese Erde. Ich hoffe, dass wir in den Konflikten unserer Tage die Erwartung von Versöhnung festhalten. Ich hoffe, dass wir mit dem Gerücht einer möglichen Versöhnung im Ohr nach Auswegen suchen in Richtung einer Gemeinschaft, die in Solidarität gründet.

In diesem Sinne wünsche ich allen frohe Weihnachten!

Gerard Minnaard

Verantwortlich für den Focus:
Gerdi Nützel, Elfriede Stauss, Klara Butting